Nach einer gefühlten Ewigkeit kommt mit Star Wars: Jedi Fallen Order von den Titanfall-Machern Respawn Entertainment endlich wieder ein echtes Abenteuer für Solospieler im Star Wars Universum. Als alteingesessene Star Wars-Fans waren wir daher sehr gespannt darauf, was die Entwickler da unter der Star Wars-Lizenz auf die Beine gestellt haben. Unsere Eindrücke von Star Wars: Jedi Fallen Order lest ihr im Test.
Star Wars: Jedi Fallen Order – Keine gute Zeit für Jedi
Star Wars: Jedi Fallen Order – Durchwachsene Story
Der Beginn der Story wird imposant inszeniert und es kommt quasi sofort das typische Star Wars- Feeling auf. Spätestens, als Cal zum ersten Mal das ikonische Lichtschwert schwingt, sind wir vollkommen bereit, den Widerstand gegen das Imperium anzuführen. Leider kann die Story das Niveau vom Einstieg aber nicht über die komplette Spielzeit halten. Dafür bleibt die Charakterzeichnung sowohl der Protagonisten als auch der Antagonisten letztlich zu schematisch, wobei ausgerechnet Cal als Hauptcharakter blass bleibt und keine erkennbare Entwicklung durchmacht. Zwar versuchen die Entwickler auch, mit der Zweiten Schwester eine komplexe Antagonistin zu etablieren. Allerdings entwickelt auch dieser Charakter nicht wirklich Tiefe, da die der Story zugrundeliegenden Motive wie Vertrauen und Verrat ziemlich klischeehaft ausgearbeitet werden. Für ein reines Singleplayer-Erlebnis bietet die Story daher zu wenig, insbesondere mit der mächtigen Star Wars-Lizenz im Rücken. Das kennt man aber auch von den letzten Star Wars-Filmen.
Star Wars: Jedi Fallen Order – Wunderschöne Spielwelt mit einigen Design-Mängeln
Die Spielwelt ist wunderbar designt und alle Planeten fügen sich vom Artdesign her nahtlos in das Star Wars-Universum ein. Neben allseits bekannten Planeten wie Kashyyyk bereisen wir dabei auch weniger bekannte Planeten wie Dathomir, die Heimat Darth Mauls. Optisch wissen die Planeten etwa mit der dichten Vegation Kashyyyks oder der wüstenartigen Felslandschaft Dathomirs zu überzeugen. Vom Leveldesign lässt sich leider nicht dasselbe sagen. So wird zwar vielerorts das Bemühen der Entwickler deutlich, uns komplexe Level zu bieten. Diese sind aber teilweise so verschachtelt, dass wir nicht selten Probleme mit der Orientierung bekommen. Die eigentlich hübsch anzusehende aber ebenfalls ziemlich unübersichtliche Karte hilft da leider auch nicht weiter. Zwar schalten wir im Spielverlauf auch viele Abkürzungen frei. Für die meisten davon brauchen wir jedoch spezielle Fähigkeiten, die wir erst im Laufe des Spiels erlernen. Deshalb müssen wir alle Planeten mehrmals bereisen, um jeweils neue Pfade zu erkunden. Da es zudem weder ein Schnellreisesystem noch zumindest mehrere Anflugpunkte pro Planet gibt, müssen wir bei jedem neuen Besuch erneut das gesamte Areal durchqueren. Dadurch entsteht schnell eine Routine, wodurch die an sich toll designte Spielwelt sich schnell wie eine mehr oder weniger beliebige Kulisse anfühlt.
Star Wars: Jedi Fallen Order – Kämpfen, klettern, knobeln
Wenn wir in Star Wars: Jedi Fallen Order nicht gerade mit den zahlreichen Kämpfen beschäftigt sind, klettern wir in Tomb Raider- oder Uncharted-Manier durch die Spielwelt und lösen Rätsel. Hier wird sehr schnell deutlich, dass die Entwickler sich von den genannten Titeln haben inspirieren lassen. Dessen ungeachtet geht der Mix aus Kämpfen, zahlreichen Klettereinlagen und bisweilen sogar fordernden Rätseln aber gut auf. Vor allem haben es uns allerdings die Kämpfe angetan.
Star Wars: Jedi Fallen Order – Forderndes Kampfsystem
Beim Kampfsystem machen die Entwickler nämlich alles richtig. Denn mit simplem Button-Mashing kommen wir in Star Wars: Jedi Fallen Order nicht weit. Ganz im Gegenteil beißen wir auf den beiden höheren Schwierigkeitsgraden geradezu erstaunlich oft ins Gras, wenn wir übermütig werden. Der Lichtschwertkampf gehört dabei zweifellos zu den größten Stärken von Star Wars: Jedi Fallen Order. Dieser wird nämlich imposant inszeniert und fühlt sich sehr wuchtig an. Cal kämpft nur mit seinem Lichtschwert und einigen Machtfertigkeiten und das fühlt sich für ein Star Wars Spiel mit einem Jedi-Padawan als Protagonisten auch absolut richtig an. Die Kämpfe spielen sich schnell und taktisch und erinnern damit bisweilen an das Kampfsystem aus Sekiro: Shadows Die Twice. So können wir unsere Gegner, entsprechendes Timing vorausgesetzt, elegant auskontern und unser Lichtschwert kosten lassen. Wir kämpfen dabei nicht nur gegen Menschen bzw. humanoide Gegner wie Droiden, sondern bekommen es auch regelmäßig mit einer aggressiven Tierwelt zu tun. Insbesondere in den Duellen mit anderen Klingenträgern aber entsteht durch den Fokus auf Paraden und Konter oft eine situative Spannung, die uns die Schweißperlen auf die Stirn treibt. Umso befriedigender ist es daher, wenn unsere Gegner dann am Ende eines intensiven Klingentanzes vor uns im Staub liegen.
Star Wars: Jedi Fallen Order – Oberflächliches Levelsystem
Im Grunde ist Star Wars: Jedi Fallen Order ein klassisches Action-Adventure. Dementsprechend fällt das Levelsystem ziemlich oberflächlich aus. So investieren wir durch Levelaufstiege verdiente Punkte in neue Machtfähigkeiten, neue Kampfertigkeiten oder bessere Statuswerte. Da viele Fähigkeiten allerdings erst im Laufe der Story freigeschaltet werden, ist unser Einfluss auf Cals Entwicklung recht begrenzt. Zudem stehen insgesamt auch nicht viele Fähigkeiten zur Auswahl, so dass wir mit ein bisschen Aufwand ohnehin alles freischalten.
So unterhaltsam Cals Suche nach dem Holocron auch ist, so waren wir doch nach dem Abspann etwas enttäuscht. Dieser flimmert nämlich schon nach etwa 20 Stunden über den Bildschirm, was sich für uns zu kurz anfühlt. Denn gerade, als wir uns wie der letzte Jedi fühlen, kommt auch schon der Bosskampf, gefolgt von einem unbefriedigenden Ende, das geradezu nach einer Fortsetzung schreit. Dadurch, dass wir auch ständig dieselben Planeten bereisen, fühlt sich die Spielzeit zudem auch künstlich gestreckt an. Wir hätten uns definitiv eine längere Spielzeit und mehr Planeten gewünscht, da das Gameplay mit seinem gelungenen Mix aus Kämpfen, Klettern und Rätseln gute Unterhaltung bietet.