WWE 2K25. Wenn es eine Sportart gibt, die wie gemacht für Videospiele scheint, dann ist es Wrestling. Und gleichzeitig passt es irgendwie auch nicht. Denn Wrestling ist kein sportlicher Wettkampf im klassischen Sinne – es ist eine aufwändig choreografierte Show. Ein Spektakel. Ein Drama mit Muskelkraft und Pyro-Einlagen. Und trotzdem – oder gerade deshalb – hat sich die WWE 2K-Reihe seit Jahren eine treue Fanbase aufgebaut.
WWE 2K25, der neueste Ableger der Serie, will vieles sein: eine Hommage an die Historie, eine Bühne für kreative Spieler, eine Online-Arena mit Progressionssystemen, eine Singleplayer-Erzählung mit Wiedererkennungswert – und nicht zuletzt ein Spiel, das auch technisch glänzt. Mehr dazu erfahrt ihr in den nachfolgenden Zeilen.
WWE 2K25 – Gameplay: Kraftvoll, wuchtig und doch nicht ganz rund
Beginnen wir dort, wo ein Wrestling-Spiel stehen oder fallen kann: im Ring. Und hier macht WWE 2K25 vieles richtig. Die Kämpfe fühlen sich direkt, wuchtig und kontrolliert an. Die Rückkehr des Chain Wrestling-Systems – zuletzt in 2K20 gesehen – ist mehr als ein nostalgisches Gimmick: Es bringt strategische Tiefe zurück in die Match-Eröffnung und simuliert realistische Abtastphasen, bevor es zur Sache geht.
Auch das Submission-System wurde überarbeitet. Statt frustrierendem Button-Mashing nutzt man nun zwei Balken, die sich überlappen müssen – ein simples, aber spannendes System, das dem Kräftemessen am Boden mehr Bedeutung verleiht.
Darüber hinaus punktet das Spiel mit freier Bewegungsführung, kontextsensitiven Combos und Signature-Finishern, die sauber ineinandergreifen – fast wie ein gut produzierter WWE-PPV.
Aber nicht alles ist Gold: Die Irish-Whip-Steuerung bleibt ungenau – besonders, wenn Gegner in eine Ecke geworfen werden sollen. Auch das Zielsystem im Ring ist bei Multi-Man-Matches oft unpräzise. Besonders bei Royal Rumbles, Elimination Chamber oder Tag-Team-Kämpfen führt das zu Chaos – im negativen Sinne.
Ein klarer Pluspunkt: Die Bewegungen sind natürlich animiert, Kollisionen wirken physikalisch glaubwürdig und Kameraarbeit sowie Soundeffekte tragen zur Immersion bei. Man fühlt sich mittendrin – zumindest in den ersten 10 Minuten eines Matches. Danach können Wiederholungen und gewisse Animationen ermüden.
WWE 2K25 – Showcase-Modus: Blutlinie, Bühne, Brillanz
Der diesjährige Showcase-Modus ist eine der großen Stärken des Spiels – und ein echtes Highlight für Wrestling-Historiker. Anstatt sich wie in früheren Jahren auf einen einzelnen Superstar zu konzentrieren, folgt 2K25 dem narrativen Pfad der Anoa’i-, Maivia- und Fatu-Familie – auch bekannt als The Bloodline.
Die Entscheidung, diese Wrestling-Dynastie ins Zentrum zu stellen, ist goldrichtig. Denn nicht nur umfasst sie Namen wie Yokozuna, The Rock, Roman Reigns, Rikishi, Umaga oder Tamina, sondern erlaubt auch eine Mischung aus historischen Matches, neu interpretierten Szenarien und “What-If”-Kämpfen.
Die Präsentation ist dabei schlicht herausragend. Paul Heyman übernimmt die Rolle des Erzählers – und liefert eine der besten Performances in einem WWE-Spiel überhaupt. Seine Mischung aus Fakten, Pathos und Ironie macht den Modus zum Genuss.
Besonders erfreulich: Statt Archivmaterial aus der TV-Produktion zu verwenden, werden Matches komplett in der Spiel-Engine nachgestellt – inklusive voller Entrances, Kommentaren und Cutscenes. Das steigert die Immersion erheblich.
Einziger Wermutstropfen: Die optionalen Matchziele, die Belohnungen freischalten, sind oft an strikte Zeitvorgaben gebunden. In komplexen Kämpfen – etwa Ladder oder Battle Royals – ist das schlicht unfair und führt zu unnötigen Wiederholungen.
Trotzdem: Showcase ist in diesem Jahr mehr als nur ein Bonus – es ist eine kleine, interaktive Geschichtsstunde in Wrestlingform.
WWE 2K25 – MyRise: Große Ideen, spürbare Kürzungen
Die große Bühne ist oft nicht der Ort, an dem die besten Geschichten erzählt werden. Manchmal entstehen die spannendsten Narrative dort, wo noch Raum für Entwicklung ist – im Karrieremodus MyRise. Auch in WWE 2K25 versucht Visual Concepts, diesen Raum kreativ zu bespielen – mit teils beachtlichen Ergebnissen.
Der Plot beginnt vielversprechend: Eine mysteriöse Gruppierung namens NXT Mutiny strebt danach, die WWE zu übernehmen – ein Insider-Aufstand gegen die etablierte Ordnung. Unser erstellter Wrestler (bzw. unsere beiden, denn dieses Mal gibt es männliche und weibliche Protagonisten) soll den Umbruch verhindern – oder mitgestalten. Die Story baut auf Entscheidungen, persönlichen Verstrickungen und Herkunftsgeschichten auf: War unser Charakter ein Indie-Darling, ein MMA-Fighter oder ein Corporate Product?
Diese Hintergrund-Variablen beeinflussen Dialoge, Allianzen und sogar Matchkonstellationen – ein starkes, narratives Feature, das der Karriere Tiefe verleiht. Auch Beziehungen zwischen den beiden erstellten Charakteren (Ex-Partner, beste Freunde, Rivalen) sorgen für interessante Dynamiken.
Doch trotz dieser kreativen Ansätze ist MyRise 2025 nicht ganz auf der Höhe früherer Iterationen. Die Gründe sind vielfältig:
- Die Laufzeit des Story-Modus ist deutlich kürzer als in 2K23.
- Nebenmissionen – früher charmante Mini-Stories mit Comedy- oder Drama-Elementen – fehlen komplett.
- Es gibt Live Events, die wie Füllmaterial wirken: generische Matches, die bestenfalls XP und Sterne liefern, aber kaum erzählerischen Mehrwert haben.
Dazu kommt: Vieles muss mehrfach durchgespielt werden, um alle Inhalte freizuschalten. Manche Arenen und Charaktere sind nur über bestimmte Story-Entscheidungen zugänglich. Es ist eine clevere Form der Langzeitbindung – aber auch eine künstliche Streckung des ohnehin knapper gewordenen Contents.
Was bleibt, ist ein Modus mit vielen guten Ansätzen, aber einem gefühlten Rückschritt in Umfang und Tiefe. Die Storyline selbst? Durchaus spannend. Die Umsetzung? In Teilen unausgegoren.
WWE 2K25 – The Island: Ein Ausflug in den Abgrund der Monetarisierung
Es klingt fast absurd: In einem Spiel, das Wrestling so detailgetreu abbildet wie kaum zuvor, ist der wohl aufwendigste neue Modus zugleich der größte Fehlschlag. Die Rede ist von The Island – dem neuen PvPvE-Areal, das auf aktuellen Konsolen (aber kurioserweise nicht auf PC) exklusiv verfügbar ist.
Was auf dem Papier ambitioniert wirkt – eine Open-World-Kampfarena mit Quests, Herausforderungen, Bosskämpfen und einem narrativen Rahmen (Roman Reigns als „Wrestling-Gott“ auf einer Art dystopischer Insel) – entpuppt sich im Spiel als leeres, uninspiriertes Gimmick, dessen Hauptzweck kaum verhohlen scheint: VC-Verkäufe.
Denn in The Island erstellt man einen komplett neuen Charakter, dessen Entwicklung einzig und allein von der Ingame-Währung VC (Virtual Currency) abhängt. Attribute, Fähigkeiten, kosmetische Items – alles kostet Punkte. Zwar lassen sich diese theoretisch auch erspielen, doch die Belohnungsrate ist so niedrig, dass es einem entweder nach stundenlangem Grinden oder nach dem Griff zur Kreditkarte schreit.
Das Spiel lässt hier jede Balance vermissen: Wer nicht zahlt, wird gnadenlos überrollt – vor allem in Online-Matches, in denen man auf voll ausgerüstete „Meta-Wrestler“ trifft, die schon nach wenigen Sekunden alles dominieren. Fairness? Fehlanzeige.
Noch schlimmer: Die Story wird in Textboxen mit Standbildern erzählt, die an längst vergangene Konsolengenerationen erinnern. Das Missionsdesign? Wiederholungen, Fetch-Quests, Kämpfe gegen generische Gegner – kaum nennenswerter Inhalt, dafür maximaler Grind.
The Island hätte innovativ sein können. Stattdessen ist es das Paradebeispiel dafür, wie Monetarisierung über Design gestellt wird.
WWE 2K25 – MyFaction: Sammelt sie alle – oder zahlt dafür
Ebenfalls stark monetarisiert, aber immerhin funktional: MyFaction, der Kartensammelmodus im Stil von Ultimate Team aus EA FC. Hier könnt ihr eigene Stables zusammenstellen, Herausforderungen absolvieren, Karten sammeln, Packs öffnen – und immer das gleiche Prinzip erleben: Dopamin durch Zufallsgenerator.
Neu ist in diesem Jahr der World Tour-Modus, der immerhin eine gewisse Struktur mitbringt. Doch auch hier stößt man schnell an Progressionsbarrieren: Gewisse Matches sind nur mit bestimmten Kartentypen zugänglich – was bedeutet, dass man entweder grinden oder packen muss, um weiterzukommen.
Exklusive Persona-Versionen von bekannten Wrestlern wie John Cena, Becky Lynch oder Cody Rhodes sind teils nur über Packs erhältlich – und wenn man Pech hat, eben gar nicht. Eine gezielte Freischaltung ist nicht möglich. Wer kontrolliert sammeln will, bleibt außen vor.
MyFaction macht nichts grundsätzlich falsch, aber auch nichts wirklich neu. Und wenn man ohnehin nicht in diese Sammelkartenwelt eintauchen will, wird man den Modus vermutlich kaum nutzen – es sei denn, man will Inhalte freischalten, die in anderen Modi ebenfalls auftauchen.
WWE 2K25 – MyGM: Der ewige Drahtseilakt zwischen Freiheit und Vorgaben
Es gibt kaum einen Modus, der bei WWE-Fans so sehr Kultstatus genießt wie der General Manager-Modus. Seit seiner Rückkehr ist MyGM ein fester Bestandteil der 2K-Serie – und auch in WWE 2K25 wieder mit dabei. Die Idee: Spieler übernehmen die kreative Leitung einer WWE-Show (Raw, SmackDown, NXT oder WCW) und konkurrieren mit anderen GMs um Ratings, Zuschauerbindung und Pay-Per-View-Prestige.
Auf den ersten Blick wirkt alles solide: Die Planung von Matches, Rivalitäten, Werbespots und Special Events ist nach wie vor motivierend und mit dem neuen Online-Multiplayer-Modus wird der Wettbewerb mit anderen Spielern noch reizvoller.
Trotzdem: Der Modus trägt weiterhin eine altbekannte Design-Last mit sich herum. Match-Ratings hängen überproportional stark von Wrestler-Rollen und Kombinationen ab – was bedeutet: Wenn man z. B. einen Bruiser gegen einen Fighter stellt, passt das laut Spiellogik, aber ein Techniker gegen einen Highflyer? Wird schon mal gnadenlos abgestraft – obwohl solche Paarungen im echten WWE-Produkt teils legendär sind.
Das Ergebnis: Man bookt nicht kreativ, sondern regelkonform, um das interne Punktesystem zu bedienen. Dieser Widerspruch zwischen kreativer Freiheit und mathematischer Optimierung dämpft den Spaßfaktor – besonders für Fans, die gerne „outside the box“ denken.
Zudem ist die Steuerung des Modus nach wie vor etwas unübersichtlich und der Fortschritt fühlt sich trotz besserer Belohnungssysteme gelegentlich schleppend an. Auch Rivalitäten verlaufen oft nach starren Mustern, ohne wirkliche Überraschungen oder Story-Twists.
MyGM hat Potenzial – aber noch immer nicht seine volle Form gefunden.
WWE 2K25 – Universe-Modus: Der kreative Sandkasten bleibt bestehen
Wenn MyGM das planungsgetriebene Booking-Simulationsspiel ist, dann ist Universe der narrative Baukasten. Und dieser Modus ist auch in WWE 2K25 eine der flexibelsten Komponenten im gesamten Spiel.
Hier können Spieler eigene Shows, Titel, Stables und Storylines erschaffen, Matches simulieren oder selbst austragen, Rivalitäten aufbauen und ganze Wrestler-Karrieren nachspielen. Besonders erfreulich: Die Promo-Funktion ist nach Jahren der Abwesenheit endlich zurück. Dadurch entstehen deutlich glaubwürdigere Shows, die auch atmosphärisch besser wirken.
Der Universe-Modus hat gegenüber MyGM den Vorteil, dass keine Systembeschränkungen existieren: Man kann jeden Wrestler einsetzen, jeden Titel vergeben, Matches frei gestalten – ohne Punktesystem oder Kombi-Optimierung. Die kreative Freiheit ist riesig.
Doch auch hier gibt’s Schwächen: Der Modus fühlt sich technisch teilweise altbacken an, Storylines verlaufen nach festen Mustern, es fehlen neue Event-Typen oder überraschende Entwicklungen. Dennoch bleibt Universe ein zuverlässiger Rückzugsort für Solo-Spieler, die keine Lust auf Monetarisierung oder Progressionssperren haben.
WWE 2K25 – Glänzende Oberfläche, kleine Kratzer
Technisch läuft WWE 2K25 stabil: Die Ladezeiten sind kurz, die Menüs intuitiv und auch bei großen Matches bleibt die Bildrate konstant. Visuell überzeugt das Spiel mit realistischen Körperdarstellungen, glaubwürdigem Schweiß- und Bluteinsatz sowie atmosphärisch dichten Arenen, die echtes WWE-Feeling vermitteln.
Auch akustisch macht der Titel vieles richtig – von eindrucksvollen Einzugsmusiken bis hin zu solider Kommentierung. Die Inszenierung erinnert stark an echte TV-Übertragungen und sorgt für ein authentisches Gesamterlebnis.
Kleinere Schwächen wie vereinzelte Glitches, Clipping-Probleme oder kurze Animationsfehler trüben das Bild zwar leicht, fallen aber nicht gravierend ins Gewicht.