Im Test beweist Bravely Default 2, dass es ein rundum gelungenes JRPG ist. Doch im Vergleich zu anderen Genre-Vertretern ist hier die Storyline nicht das Highlight. Genau wie sein Vorgänger ist nämlich das Gameplay das Alleinstellungsmerkmal. Ein best of both worlds gibt es hier also nicht. Und auch andere Altlasten sowie schwer loszuwerdende Traditionen der JRPGs lasten dem Spiel an. Welche das sind, erfahrt ihr in den nachfolgenden Zeilen!
Bravely Default 2 erzählt die Geschichte vier sehr unterschiedlicher Helden, die vier Kristalle wiederlangen müssen. Letztere sind nämlich in die Hände ganz böser Halunken geraten und könnten für üble Zwecke missbraucht werden. Dabei ist deren Bestimmung, die Welt im Gleichgewicht zu halten. Der Vierertrupp besteht aus Setz, einem Seefahrer, der (ehemaligen) Prinzessin Gloria, dem Gelehrten Elvis und Söldnerin Adele. Schon nach wenigen Spielstunden wisst ihr, was sie alle vorantreibt und fortan gibt es kaum bis gar keine Charakterentwicklung mehr.
Und hier wird auch deutlich, dass die gesamte Storyline nur Mittel zum Zweck ist. Überraschungen? Die gibt es nicht, denn sämtliche Wendungen sind locker Stunden im Voraus vorhersehbar. Der Grund liegt mitunter darin, dass sich Bravely Default 2 viel zu stark an alte JRPG-Tugenden hält, anstatt die starren Gegebenheiten aufzubrechen. Während der Suche nach den vier Kristallen erlebt ihr eindimensionale Bösewichte, die keinerlei Profil haben, klappert mühelos Locations ab, die überhaupt kein Erinnerungswert bilden, und lauscht Gesprächen, die kein Gewicht haben. Und Klischees. Ganz, ganz viele Klischees sind mit dabei.
Bravely Default 2 – Die Rückkehr des Brave-/Default-Systems
Wie schon im Vorgänger führt ihr die Kämpfe im Spiel rundenbasiert aus. Und genau wie im Vorgänger greift hier das risikofreudige Brave/Default System. Wer sich darauf einlassen kann, eine oder gar mehrere Runden keine Aktion auszuführen, kann in der Runde zuvor mehrere Attacken einsetzen. Das „high risk, high reward“ System hat es im wahrsten Sinne des Wortes in sich und ist das beste Verkaufsargument des JRPGs. Bis zu drei Aktionen könnt ihr aus den kommenden drei Runden vorwegnehmen. Die Quittung kommt allerdings sofort, wenn euer Plan nicht aufgeht. Denn drei Runden auszusetzen kann das Zünglein an der Waage sein.
Für Bravely Default 2 haben sich die Entwickler einen zusätzlichen Kniff einfallen lassen. Während Teil 1 keine (oder nur sehr wenige) Rotationen und Phasen in Kämpfen bot, spielen diese nun eine wichtige Rolle. Geht ein Bossgegner beispielsweise in die Verteidigung und nimmt weniger Schaden, ist es sinnlos sich „Brave“ zu verhalten. Stattdessen gilt es den richtigen Moment abzuwarten und dann ein Fegefeuer von Angriffen auszuführen. Taktik wird nun großgeschrieben – mehr noch als in Bravely Default 1.
Andersherum ist zu langes Warten ebenfalls keine clevere Idee, denn somit verspielt ihr wichtige Augenblicke im Kampf, wo ihr viel Schaden anrichten könntet. Die Standard-Kämpfe sind weniger komplex und herausfordernd. Bosse hingegen sind bissig und merklich härter als im ersten Teil. Unfair schwer ist Bravely Default 2 allerdings nicht. Das liegt auch am Job-System. Jeder der vier Charaktere kann zwei davon anlegen. Wichtig zu wissen ist: Ihr bekommt nur für den Hauptjob Erfahrungspunkte. Der zweite bekommt keine. Ein Wechsel ist allerdings jederzeit möglich, sodass ihr flugs auf neue Gegner reagieren könnt. Mit jedem Level erlangt ihr zusätzliche Zaubersprüche, Fähigkeiten und mehr. Und je weiter ihr im Spiel voranschreitet, desto mehr Jobs dürft ihr wählen.
Bravely Default 2 – Niedliche Aufmachung, fieser Grind
Einen Großteil eurer Spielzeit verbringt ihr mit Kämpfen im Spiel und damit geht auch eine ganze Menge grinding einher. Dies wird nämlich durch die Jobklassen bedingt, da Nebenjobs bekanntlich nicht mitleveln. Gerade die Dungeons stellen eure Geduld des Öfteren auf die Probe, weil nicht nur die Rücksetzpunkte (teilweise gar nicht erst vorhanden) mies gesetzt, sondern auch weil die Dungeons mitunter sehr lang sind. Im dümmsten Fall dürft ihr einen Dungeon, der eine Stunde dauert, nochmal machen, weil euch der Boss mit einer neuen Mechanik überrascht und erledigt.
Was mir persönlich ebenfalls sauer aufstößt, sind die Schnellreisen, weil die nur von Stadt zu Stadt gehen. Warum die Entwickler hier ein gutes Komfort-Feature des Vorgängers derartig kaputtgemacht haben, ist mir schleierhaft.
Abseits dessen kann die Präsentation von Bravely Default 2 vollends überzeugen. Die Charaktere sind allesamt sehr liebevoll gestaltet und der Chibi-Look weiß zu gefallen. Hierbei muss ich allerdings zugeben: Im ersten Teil für den 3DS gefiel mir der Look ein klein wenig besser. Abseits dessen bin ich persönlich ein Fan der im Visual Novel Stil vorgetragenen Dialoge. Die sind vollständig vertont und versprühen ein charmantes Fantasy-Flair. Passend dazu gibt es einen tollen Soundtrack und eine ebenso starke Sprachausgabe. Hier gibt es keinerlei Grund zu meckern.
Habt ihr nun Lust bekommen das Spiel selber zu zocken? Dann solltet ihr euch unser Gewinnspiel anschauen, wo wir insgesamt zwei Exemplare verlosen. Den Link dazu findet ihr hier.