Das First-Action-Rollenspiel Deathloop steht in den Startlöchern und erscheint am 14. September exklusiv für die Playstation 5. In unserem Test stürzen wir uns in das Abenteuer des Protagonisten Colt, der wie der Spielname andeutet sich in einer (Todes)-Zeitschleife befindet. Auf der Insel Blackreef, die in der Vergangenheit als Armeebasis fungierte in der fragwürdige Forschungen stattfanden, geht es um das nackte Überleben. Mit diesen Gedanken begann ich meine Erfahrungen in Deathloop über mehrere Tage zu sammeln. Mehr dazu erfahrt ihr in den folgenden Zeilen.
Deathloop – Eine Insel voller Erinnerungen und Vergessenheit
Wir möchten nicht zu viel verraten und euch trotzdem einen Einblick in die Geschichte von Deathloop geben. Unser Protagonist hört auf den Namen Colt und findet sich mit einem oder mehr Promille zu viel auf der Insel Blackreef. Die Insel ist in vier Bezirke (Komplex, Umpdaam, Karl’s Bay und Fristad-Felsen) aufgeteilt und diente ehemals als Stützpunkt für die Armee, die fragwürdige Experimente durchführte. Zeit zum Ausnüchtern hat er nicht, denn am Strand von Blackreef erwacht, stellt er fest in einer Zeitschleife gefangen zu sein. An dieser Stelle sei erwähnt, dass ich aus der emotionalen Perspektive hier schon zu Beginn eine Parallele zum Filmmeisterwerk Inception sehe.
Das Ziel vor Augen: Das Durchbrechen der Zeitschleife und der Weg in die Freiheit, der Preis hierfür sind acht Menschenleben, die vor Mitternacht von euch ausgelöscht werden müssen. Andererseits sehnen die Visionäre der Insel sich nach dem ewigen Leben und wollen um jeden Preis das Vorhaben von Colt verhindern. Damit Colt seine Freiheit wieder erlangt, muss er Hinweise auf der Insel sammeln und Ausschau halten, zu welcher Zeit und an welchem Ort (Bezirk) sich die acht Visionäre befinden und sie eliminieren.
Er muss sich in jeder Tageszeit um die Tötung eines Ziels/eines Visionärs kümmern. Die acht Visionäre befinden sich nämlich auch in vier verschiedenen Bezirken. Stirbt Colt endgültig, so setzt die Zeitschleife ein und er findet sich wieder in seiner Basis (Colt’s Tunnel), die dann an die nächste Tageszeit anknüpft. Dabei bleiben alle Erinnerungen von Colt erhalten. Somit lernt ihr mit jedem Loop die Spielwelt von Deathloop näher kennen. Von morgens bis abends (in insgesamt vier Abschnitten: morgens, mittags, nachmittags und abends) habt ihr die Möglichkeit eure Freiheit wieder zu erlangen.
Die vier Bezirke von Blackreef verändern sich dynamisch und nehmen zu jeder Tageszeit unterschiedliche Formen an, sodass sich auch die Spielweise daran anpassen muss. Falls ihr mit Colt bestimmte Hinweise am Morgen verpasst habt, könnt ihr dorthin zurück. Hierzu verlasst ihr entweder die aktuelle Karte eines Bezirks, in dem ihr Colt’s Tunnel betretet und die Uhrzeit auf eure Wunsch-Tageszeit verstellt. In einem Satz zusammengefasst: In Deathloop könnt ihr jeden Bezirk (jede Karte) zu jeder Tageszeit erkunden und die Entscheidung liegt allein bei euch.
Wohlgemerkt steht ihr nicht unter Zeitdruck und könnt nach Hinweisen suchen und bei der Bekämpfung von Feinden das Schleichkonzept anwenden. Dadurch lernt ihr nicht nur den Protagonisten Colt näher kennen, sondern erfahrt auch mehr über die Insel Blackreef und Zeitschleifen. In Deathloop kann also der Tod ein geeignetes Werkzeug dafür sein, den Fortschritt beim eigenen Lernprozess zu beschleunigen.
Deathloop – Ein Spielkonzept der neuen Generation
In Deathloop besitzt ihr als Spieler eine große Entscheidungsfreiheit, denn nur ihr allein entscheidet, wie die Geschichte vonstattengeht. Das Spiel legt euch weder Handschellen an noch gibt es euch einen Weg vor, wie ihr das „Rätsel“ zu lösen habt. Auf diese Weise gestaltet sich Deathloop für jeden von uns individuell: Verschiedene Entscheidungen werden getroffen und verschiedene Hinweise werden entdeckt. Einige Spieler sammeln Hinweise, erfahren so mehr über Colt und die Insel Blackreef und gelangen so zu den acht Visionären, andere wiederum schaffen sich den Weg in die Freiheit, in dem sie alles kurz und klein schießen.
Viele Wege führen zum Erfolg in Deathloop und das imponiert mir als Spieler ganz besonders. Jeder macht eigene Erfahrungen und gestaltet Deathloop zu seinem eigenen Spiel. Unterschiedliche Entscheidungen entstehen dadurch, dass jeder von uns auf einer individuellen Art und Weise aus Fehlern der Vergangenheit lernt und mit dem gewonnenen Wissen versucht Zusammenhänge zu erkennen, um Ziele zu erreichen. Selbstverständlich gibt uns Deathloop grundsätzliche Hinweise, aber die Art und Weise, wie wir diese Hinweise dazu nutzen, um das Ziel zu erreichen, obliegt uns allein. Nähere Details wollen wir an dieser Stelle nicht verraten.
Eine Atmosphäre auf Basis der sechziger Jahre bei gleichzeitigem Spagat zu unserer Zukunft, dies ist das, was die Spielumgebung widerspiegelt. Vor allen Dingen sind es die offenen Fragen und Rätsel, die für einen Motivationsschub sorgen. Schließlich wollen wir als Spieler mehr über die Insel Blackreef und Colt erfahren. Überall lauern die Schergen der Visionäre: Auf den Dächern patrouillieren sie in der Nacht und nutzen Kameras zur Entdeckung von Feinden.
Am Morgen sind wiederum bestimmte Wege nicht passierbar, die ihr jedoch am Nachmittag problemlos nutzen könnt. Die Vorbereitung bei der Ausrüstung kann Colt vorab schon helfen, sich gegen die große Anzahl an Gegneraufkommen durchzusetzen. Colt selbst besitzt zum Beispiel ein selbst geschaffenes Werkzeug namens „Hackamajig“, der wie der Name schon verrät in der Lage ist Schlösser von Türen zu hacken.
Sofern ihr in der Lage seid euch an die Schergen und Visionäre anzuschleichen, ohne entdeckt zu werden, dann eignet sich die Machete von Colt hervorragend, um diese lautlos zu eliminieren. Neben Maschinenpistolen kann Colt auch mit Sprengsätzen umgehen. Die Strelak Sapper Charge ist ein Sprengsatz mit drei verschiedenen Modi: Ihr könnt sie beispielsweise als Annäherungsmine verwenden oder ihr nutzt den Laser-Stolperdraht, um passierende Gegner lautlos auszuschalten und weiterhin unentdeckt zu bleiben.
Deathloop – Top-Fortschrittssystem setzt neue Motivationsmaßstäbe
Interessant ist, dass ihr zum Ende einer Schleife oder durch den „endgültigen“ Tod von Colt nicht nur das Wissen behaltet, sondern auch weitestgehend euer Waffenarsenal. Hierzu haben die Entwickler eine spezielle Energie ins Spiel eingebaut, die es Colt ermöglicht bestimmte Objekte und Waffen langfristig behalten zu können. Bis zu zweimal innerhalb eines Loop kann Colt wieder außerhalb der Gefahrenzone wieder einsteigen. Beim dritten Mal startet ihr mit gleichbleibenden Ziel so wie bereits allen gemachten Entdeckungen zu einer anderen Tageszeit. So bleibt der Spielfluss permanent erhalten und Frustrationen durch das Verlieren von materiellen Gütern oder Fortschritten wird verhindert. Ihr könnt aber auch wie bereits erwähnt die Tageszeit manuell verändern.
Über das Spielmenü (Aufruf über das Touchpad) könnt ihr zu den Missionsdetails navigieren, die euch einen Überblick über eure aktuellen Ziele in dem jeweiligen Bezirk ermöglichen. In den Visionär-Hinweisen hingegen verfolgt ihr den Fortschritt von Colt auf dem Weg die Zeitschleife zu durchbrechen und welche Arbeit ihr bereits bis hierhin geleistet habt. Jeder der neue Hinweis, der unter den Missionsdetails erscheint, wird hier aufgeführt und als eine Art Missionspfad dargestellt. Ebenfalls zeigt euch das Spielmenü jede noch so kleine Entdeckung (aufgelistet nach den vier Bezirken und der jeweiligen Tageszeit): Notizen, Kassettenabschriften etc. Auf diese Weise bleibt jede noch so kleine Erinnerung aufrecht und es stehen euch stets alle Informationen zur Verfügung.
Neben dem Lernprozess, der in Deathloop eine übergeordnete Rolle einnimmt, so gestaltet sich auch der Prozess der Aufrüstung dynamisch. Denn mit mehreren Spielstunden und erfolgreicher Tötung von Visionären kommt ihr an die Tafeln ran, die sie mit sich führen und die alle verschiedene Fähigkeiten bieten. Habt ihr eine dieser Tafeln im Besitz, verursacht ihr beispielsweise für eine bestimmte Zeit größeren Schaden im Nahkampf oder seid in der Lage mehrere Gegner miteinander zu verketten. Beachtet jedoch, dass ihr euch maximal mit bis zu zwei Tafeln ausrüsten könnt. Die Entscheidung liegt hier wieder nur bei euch.
In Deathloop könnt ihr nicht nur eure Waffen stetig verbessern, sondern auch Colt mit neuen Fähigkeiten ausstatten. Um eine Verbesserung von bestehenden Fähigkeiten zu ermöglichen oder gar neue Fähigkeiten zu erlernen, müsst ihr übernatürliche Artefakte in der Spielwelt einsammeln. Zu Waffenverbesserungen zählen unter anderem: Erhöhter Waffenschaden bei den Gegnern, Erhöhte Magazingrößen oder ein reduzierter-Rückstoß beim Schießen. Colt hingegen kann Fähigkeiten, wie zum Beispiel den Doppelsprung erlernen oder Geschütztürme schneller hacken. Hierzu müsst ihr die zuvor angesprochenen Platten von den getöteten Visionären einsammeln.
Deathloop – Alle Möglichkeiten stehen Dir offen
In Deathloop stehen wie bereits erwähnt viele Möglichkeiten offen, um die Ziele zu erreichen. In einem Punkt können wir als Spieler nur geringfügigen Einfluss nehmen und das ist die Lebensenergie von Colt. Er bleibt gleichmäßig verwundbar und wir können nur durch das Einsammeln von Heilmitteln, die querbeet in der Spielwelt verteilt sind, eine kurzzeitige Auffrischung realisieren. Im Kampf helfen diese jedoch nicht weiter, da wenige Treffer schon ausreichen, um Colts-Leben ein „Ende“ zu bereiten.
Der Tod lauert an jeder Ecke und so ist es nicht verwunderlich, dass ein übermütiges Einsteigen nicht wirklich die intelligenteste Option ist um in Deathloop erfolgreich zu sein. Überdies gibt es in Deathloop auch gar keinen auswählbaren Schwierigkeitsgrad oder eine Anzeige hierfür. Vielmehr setzen die Entwickler auf ein ausgewogenes Spielsystem, in der sich der Grad der Schwierigkeit dynamisch verändert. Zumindest habe ich im Rahmen des mehrtägigen Tests diese Erfahrung machen müssen. Alles in allem ist Deathloop nicht schwierig zu spielen, erfordert aber ein gewisses Maß an Geduld und Eigeninitiative.
Die Option mit dem Kopf durch die Wand zu gehen und umzingelte Feinde mit der Maschinenpistole auszuschalten ist möglich, führt aber in vielen Fällen zum sicheren Tod und einen weiteren Loop. Deathloop offenbarte im Test eine schwächelnde KI, die in bestimmte Situationen nicht in der Lage war, Colt anzugreifen. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn wir eine gewisse Entfernung zu den Gegnern besitzen und wir uns nicht im unmittelbaren Sichtfeld bewegen. Ist Colt jedoch von Feinden umzingelt agiert die KI entschlossener und kann uns herausfordern.
Die Charaktere im Spiel interagieren mit Colt und sorgen für eine Zuspitzung der Gewalt. Hier macht sich die toll besetzte deutsche Synchronisation bemerkbar, die gemeinsam mit der verwendeten Musik zu einer actionreichen Spielatmosphäre führt. Lobenswert ist vor allem, dass wir neben der ganzen Action und der Schleichkonzepte auch eine große Portion von humorvollen Dialogen dargeboten bekommen. Immer wieder erhalten wir Hintergrundinformationen durch die über das Funkgerät ausgetragenen Wortgefechte zwischen Colt und Juliana, die das ein oder andere Mal für Gelächter bei uns gesorgt haben.
Diesen Aspekt haben die Entwickler gekonnt eingesetzt und setzten damit im Vergleich zu herkömmlichen Action-Spielen humorvolle Sprüche ein, die für das gewisse Etwas sorgen. Untermalt wird die rasante Action in den Gefechten mit Musik, die ich im Bereich von elektronischen Rock einordnen würde. Im Inventar von Colt könnt ihr zwischen Visionär-Hinweisen, Entdeckungen und Dokumenten wechseln.