Im Test beweist Harvest Moon: Eine Welt, dass es neue Ideen und frische Ansätze gebraucht hat. Doch fruchten diese auch? Schließlich greifen die Entwickler von Natsume die Fundamente der Reihe an! Anstatt euch in einem kleinen Dörfchen anzusiedeln und dort eure Farm gedeihen zu lassen, dürft ihr nun eine riesige Spielwelt besetzen. Ob das gutgehen kann? Die Antwort geben wir euch in den nachfolgenden Zeilen!
Harvest Moon: Eine Welt – Ansiedeln wo immer ihr wollt
Wie eingangs bereits erwähnt, könnt ihr in Harvest Moon: Eine Welt eure Location frei in der großen Spielwelt wählen. Und solltet ihr den Platz nicht mehr mögen, benutzt ihr einfach die „Special Machine“, die alles verkleinert und trageleicht macht. Wählt einen neuen Ort aus und führt euer Bauernleben fort. Damit entfernt sich der neueste Ableger völlig vom ursprünglichen Konzept: Niederlassen, sähen, ernten und ein simples Leben genießen. Stattdessen gilt es nun die Welt zu entdecken, während ihr weiterhin als Farmer tätig seid.
So nett sich das Ganze anhört, so leblos und uninspiriert ist es umgesetzt. Die Spielwelt ist leer und ohne Features. Die Regionen sind zwar sehr unterschiedlich, aber sie alle bestehen aus schlichten Korridoren, die euch von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit lotsen. Was allerdings am schlimmsten ist, ist die Tatsache, dass jedes Areal nur vorübergehend relevant ist. Also ein kurzer Stopp auf einer Reise. Somit werden auch die Personen, die ihr trefft, völlig seelenlos. Sehr früh im Spiel beginnen die NPCs bereits dieselben Sätze zu sprechen, was dem Ganzen gar nicht hilft. Selbst die eigene Frau ist nicht besser als das.
Harvest Moon: Eine Welt – Altlasten verworfen?
Eine weitere Neuheit in Harvest Moon: Eine Welt ist, dass ihr euch keine Samen mehr kaufen müsst. Zwar lassen sich Medizin oder Utensilien weiterhin in den Shops kaufen, doch die vielen Hotspots im Spiel überschwemmen euch regelrecht mit Samen. Während ihr also in früheren Spielen sowas wie Finanzmanagement betreiben musstet, ist es nun völlig trivialisiert. Der Nachteil des Systems ist, dass ihr nie wisst, was genau für Samen ihr bekommt. Wollt ihr also einen spezifischen Samen für eine Quest, dürft ihr mit Pech eine ganze Weile rumlaufen.
Das alles raubt dem Spiel eine ganze Menge an Spaß. Und doch ist der Spielfluss sehr angenehm gehalten. Gerade die Altlasten des Spiels, namentlich die „Morgenroutine“, ist der beste Teil des Spiels. Aufstehen, die Pflanzen und Gewächse wässern, ernten wenn möglich, neue Samen pflanzen und schauen, was auf dem Bauernhof abgeht (Tiere füttern etc). Erst, wenn es danach heißt, die freie Welt zu erkunden, greifen die oben erwähnten Kritikpunkte, die uns den Spaß rauben. Die ohnehin kurzen Tageszyklen sorgen dafür, dass schon eine Stunde am Tag mit dem Spiel ausreicht, um ein echtes Gefühl von Fortschritt zu erhalten.
Harvest Moon: Eine Welt – Technisch auf Sparflamme
Grafisch ist Harvest Moon: Eine Welt eine Zumutung, selbst für Switch-Verhältnisse. Die Spielwelt ist karg, an den Objekten lassen sich förmlich die Polygone zählen und Clipping-Fehler stehen an der Tagesordnung. An jeder Ecke und Kante – wortwörtlich – wird das niedrige Budget deutlich. Auch der Stil der Grafik ist inzwischen nicht mehr im Ansatz mit Harvest Moon zu vereinen. Und das Allerschlimmste: Die Switch schafft trotzdem nicht die FPS konstant zu halten. Was die Engine derartig belastet, bleibt ein Geheimnis der Engine-Entwickler.
Auch die Musik dudelt belanglos vor sich hin und bietet keinerlei erinnerungswürdige Stücke. Das ist ungemein schade und ruiniert letztlich den letzten Funken einer altehrwürdiger Bauern-Sim.