Auch auf der PS5 kann Yakuza: Like A Dragon vollends überzeugen. Dabei sind es vor allem die kürzeren Ladezeiten, die 60 FPS und ganz besonders die höhere Auflösung sowie schickeren Texturen, die das Erlebnis so viel besser machen. Wir haben uns einmal mehr in die Haut von Ichiban Kasuga versetzt und die Straßen unsicher gemacht. Wie schlägt sich die PS5-Fassung?
Yakuza: Like A Dragon – Ein Hochgenuss auf PS5
Inhaltlich gibt es keinerlei Unterschiede zwischen PS4 und PS5. Daher wollen wir uns sofort die Technik vor Augen führen. Während die PS4 Pro mit 1080p30 lief, bekommt ihr auf der PS5 nativ 1440p60. Ja, 60 FPS und das Beste: Diese werden nie unterschritten – zumindest nicht in den ersten vier Kapiteln, die wir gespielt haben. Damit geht auch einher, dass das gesamte Geschehen ungemein geschmeidig wirkt. Optisch lassen sich aber noch ein paar mehr Verbesserungen ausmachen, die nicht nur durch die höhere Auflösung bedingt sind.
Die Texturen allgemein haben sind höher aufgelöst, was sich insbesondere an den Charakteren festmachen lässt. Hierbei spielt die Beleuchtung eine maßgebliche Rolle, die in der PS5 Fassung schlicht eine ganze Generation voraus ist – was zu erwarten war. Daneben haben auch die Farben ein kräftiges Update erhalten und profitieren von HDR (sofern vorhanden). Doch auch ohne HDR wirkt die Sättigung der Farben auf der PS5 realistischer als auf Sonys alter Dame PS4 (Pro).
Und letztlich gibt es noch die Ladezeiten, die spürbar kürzer ausfallen. Kollege Adam und ich haben einen kurzen Test gemacht. Während seine PS4 Pro noch lud, konnte ich bereits spielen. Dasselbe ist auch bei den Kämpfen zu bemerken. Während das Laden eines Kampfes ohnehin schnell geht, bemerkt ihr auf der PS5 gar nicht erst, dass es passiert, weil der Übergang fließend ist – quasi wie in den Action-basierten Vorgängern.
Yakuza: Like A Dragon – Persona: Like A Dragon
Wenn ihr die Persona-Reihe kennt, dann wisst ihr auch schon sofort, wie das Kampfsystem von Yakuza: Like A Dragon funktioniert. Anstelle des üblichen Brawlers, wo ihr Buttons ohne Ende smashed, gilt es nun taktisch in rundenbasierten Kämpfen vorzugehen. Bis zu drei Charaktere sind im Team, wobei Ichiban fest vorgegeben ist. Es gibt verschiedene Ausrüstungsgegenstände, die neben bloßen Werten wie Angriff, Magie oder Verteidigung auch Resistenzen erlauben, darunter Verbrennung, Paralyse, Schlaf, Furcht und so weiter und so fort. Die Menüstruktur in den Kämpfen wirkt ebenso stark angelehnt an die Persona-Reihe mit ihrem knalligen Art-Style.
In den Kämpfen könnt ihr euch alle Zeit der Welt lassen, um die besten Aktionen durchzuführen. Soll Ichiban MP (Mental Points) aufwenden, um mächtige Spezialattacken oder Debuffs zu nutzen? Oder verlagert ihr die Aufgabe auf einen anderen Charakter? Die Möglichkeiten, insbesondere was die Charakterentwicklung von Ichiban angeht, sind immens. Yakuza besitzt nicht umsonst einen New Game+ Modus, denn in einem Durchlauf ist es nahezu unmöglich, alle Werte des Verrückten zu maximieren.
Die Mitstreiter lernt ihr im Laufe der Story kennen. Nanba etwa, ein obdachloser ehemaliger Krankenpfleger, ist zumeist der dedizierte Heiler. Adachi hingegen als Ex-Cop eignet sich wunderbar als Tank. Jeder Charakter verfügt über eine Hauptrolle, wobei Ichiban sich selbst im Spiel immer gerne als „Hero“ bezeichnet, weil er ein riesiger Fan von Dragon Quest ist. Das Witz-Metagame geht sogar so weit, dass ihr ab einem bestimmten Zeitpunkt Gegner als Halluzinationen von Ichiban wahrnehmt.
Überdies verfügt Yakuza über „Summons“, sogenannte Poundtowns. Sie haben verschiedene Effekte (Stuns, massiver Schaden, etc), sind allerdings nur beim ersten Einsatz kostenlos. Danach müsst ihr mit Yen blechen – und jeder Einsatz ist teuer und zumeist an weitere Konditionen geknüpft, etwa die Tageszeit. All das ist irrwitzig inszeniert und offenbart die Brawler’schen Ursprünge des Spiels.
Yakuza: Like A Dragon – Charismatisch, passioniert oder clever?
Wie euch vielleicht schon aufgefallen ist, baut Yakuza: Like A Dragon maßgeblich auf den Systemen der früheren Ableger auf. Die allseits beliebten Side Stories sind ebenso mit von der Partie. Insgesamt 52 Stück warten auf euch, die ein sehr breites Spektrum an Geschichten erzählen, wenngleich ein paar davon alte Kamellen sind. Etwa die erwachsenen Männer in Babykostümen. Nachdem Kiryu bereits in Yakuza 2 („Be My Baby“ Sidestory) Bekanntschaft mit ihnen gemacht hat, tut es auch Ichiban. Der Unterschied ist allerdings, dass eure Entscheidungen in den Gesprächen nicht mehr nur über Gegenstände entscheiden.
Wenn euch die Charaktere nach Rat fragen, gibt es beispielsweise keine falsche Antwort. Stattdessen erhöht ihr unterschiedliche Werte von Ichiban in Abhängigkeit eurer Wahl. Seid ihr schroff, aber dennoch ernst, erhöht sich je nach Wortwahl die Leidenschaft oder das Selbstbewusstsein von Ichiban. Zudem könnt ihr an einer Akademie im Spiel für – zunächst offenbar – horrende Summen kurze Tests ablegen, um die Werte zu steigern. Die Tests haben es allerdings mitunter in sich, da sie eine große Menge an unterschiedlichem Wissen abfragen.
Doch was bringt all das? Einerseits erlernt Ichiban neue Fähigkeiten, andererseits ermöglicht es euch das Spiel mit bestimmten Charakteren tiefgreifende Gespräche zu führen, die wiederum dann mehr von sich preisgeben. Und das hat dann den Effekt, dass neue Shops aufmachen, ihr neue Gegenstände erhalten könnt und so weiter und so fort. Da steckt noch etwas mehr dahinter, doch die Freude des Entdeckens will ich euch hier nicht ganz nehmen. Das Feature hat es so richtig in sich und motiviert ungemein, den zweiten Durchlauf zu starten.
Überdies gibt es eine Freundschaftsleiste mit all euren Mitstreitern. In der Karaokebar oder auch außerhalb könnt ihr mit den Teamkollegen quatschen und so einander näher kennenlernen.
Yakuza: Like A Dragon – Best friends forever
Die Freundschaften haben noch mehr Auswirkungen als nur mehr oder weniger „Dating“-App zu sein. Yakuza: Like A Dragon funktioniert wie ein Uhrwerk. Jedes Feature greift in irgendeiner Art und Weise in ein anderes zusammen. In der Karaoke-Bar könnt ihr mit steigendem Level nicht nur Solo-Songs singen, sondern eben auch mit den anderen Charakteren dann Songs performen. Die Tracklist ist superb, die Gesangseinlagen grandios und mit „Devil’s Hell Pot“ gibt es auch einen würdigen Nachfolger von „Judgment“ aus Yakuza 0. Apropos Yakuza 0: Die Jukebox der Bar verfügt über allerhand Klassiker der Reihe, unter anderem auch Koi no Disco Queen.
Es ist kein Geheimnis, dass das Karaoke-Feature mein absoluter Favorit im ganzen Spiel ist. Doch genug dazu – die Tracklist ist gut und hat auch weitere Klassiker der Reihe zu bieten (u.a. Machine Gun Kiss und Like a Butterfly).
In den Kämpfen könnt ihr euren Freundschaftslevel ebenfalls verbessern, wenngleich merklich langsamer. Dadurch lernt ihr dann auch neue Teamattacken, die zwar sehr viel MP kosten, dafür aber das Zünglein an der Waage sein können in besonders kniffligen Kämpfen. Die Ränge eurer Truppe, nebst dem eigentlichen Charakterlevel, spielen eine ebenso gewichtige Rolle, da diese sukzessive weitere Fertigkeiten freischalten.
Nun aber muss ich das Spiel an mehreren Stellen kritisieren. Einerseits missfällt mir die sehr hohe Anzahl an Kämpfen, zumal die Respawn-Rate merklich höher ist als noch in früheren Ablegern. Aufgrund der rundenbasierten Art kommt es hierbei zu einem kurzen Szenenwechsel, der aus dem Spielgeschehen herausholt. Weiterhin ist es nicht mehr (zumindest praktisch nicht, theoretisch schon) möglich, ganz Yokohama vom Stand weg zu erkunden. Denn der nördliche Stadtteil etwa lässt Gegner spawnen, die etwa Level 30+ sind, während ihr auf Level 10 rumdümpelt. Das widerspricht in gewisser Weise der früheren Offenheit des Spiels.
Kampfsystem nicht ohne Schwächen
Weiterhin missfällt mir, dass es keine Möglichkeit gibt, den Schwierigkeitsgrad des Spiels von Beginn auf „Hard“ zu setzen. Der normale Modus ist nämlich, solange ihr euch im vorgegebenen Pfad aufhaltet, lächerlich einfach. Keinen einzigen Kampf habe ich verloren, sofern ich mich nicht mit Gegnern auseinandergesetzt habe, die mehr als 10 Level über mir waren. Das liegt aber auch daran, dass es schlicht Angriffe mit Flächenschaden gibt. Hierbei ist jedoch sehr viel Geduld gefragt, damit die Gegner sich auch schön positionieren, damit ihr alle trefft.
Zudem leidet das Kampfsystem an schwachem Charakter-Pathing, sodass ihr hin und wieder von Feinden, die sich plötzlich in den Weg stellen, gekontert werdet. Oder ihr könnt nicht parieren (während des Gegnerzugs möglich), weil die Kamera zu spät auf den angreifenden Feind schwenkt. Weiterhin ist das Job-System der Charaktere bei ein paar redundant. Gerade bei Saeko habe ich das Gefühl, dass ihre Standard-Konfiguration einfach die beste Wahl ist und der Rest einfach keinerlei Daseinsberechtigung hat. Und ich kann mir gut vorstellen, dass Serienkenner die offensichtlichen Schwächen des rundenbasierten Systems schnell lautstark kritisieren werden.
Viel zu sehen, viel zu erleben
Neben all den zuvor genannten Dingen gibt es selbstverständlich eine ganze Menge an Nebenaktivitäten im Spiel. Nebst der Karaokebar könnt ihr euch als Dosensammler versuchen, Filme gucken und alles Erdenkliche tun, nicht einzuschlafen. Zudem gibt es ein Go Kart Rennen, Baseball, Darts und diverse Club SEGA-Spiele. Das Paket ist rappelvoll, die Abwechslung gewaltig.
Und wenn euch das nicht reicht, könnt ihr an der Karaokebar eurem grünen Daumen huldigen und ein paar Pflanzen aus dem Boden sprießen lassen. Das Crafting-System von Yakuza: Like A Dragon erlaubt es euch, verschiedene Stärkungsitems herzustellen, die im Kampf wertvoll sind. Oh und vielleicht sollte ich das auch erwähnen: Ein Management-System, ähnlich wie in Yakuza 0, ist wieder mit dabei. Mehr dazu will ich aber hier nicht verraten. Lasst euch überraschen – es ist definitiv eine coole Sache!
An dieser Stelle könnte ich euch noch viele weitere Dinge erzählen, doch jede weitere Info spoilert zu viel von den grandiosen Ideen der Entwickler. Stattdessen will ich mich jetzt auf die technischen Aspekte konzentrieren.